Die Küche Chinas, zwischen Sinnestäuschung und Lebenserfahrung

Das Essen in China: eine kleine Anekdote

Im Nachhinein fallen mir immer Erlebnisse in Bezug auf das Essen in China ein. Heute muss ich meist lachen wenn ich daran zurückdenke, obwohl mir damals definitiv zum Lachen zu Mute war. Essen in China

Eines dieser Erlebnisse spielte sich in einem Restaurant ab, dessen Speisekarte mit Bildern gespickt war. Ein typische Restaurantwahl für einen China-Anfänger, denn man sieht im Vorhinein, was man bestellt. Außerdem ist es auch ohne ausschweifende Sprachkenntnisse möglich, sich mit der “ Wo yao zhe ge“ Methode auszudrücken.

Mit der grade benannten Methode haben wir es auch geschafft, der Kellnerin verständlich zu machen, dass wir gerne zwei Schüsseln Reis (liang wan mifan) und zwei Flaschen heißes Wasser (liang ping shui) hätten. Natürlich nicht zu vergessen das Gericht, welches ich sehr überzeugt mit durchgestreckten Zeigefinger, auf das Foto in der Speisekarte zeigend, aussuchte. Da die Zeit der limitierten Sprachkenntnisse vorbei war und mit der Bestellung scheinbar alles geklappt hatte, machte wir uns keine Gedanken mehr über das Gericht. Wir hatten uns auch gar nicht gewundert, dass wir etwas fleischlich Wirkendes bestellt hatten, obwohl der Name des Gerichts nicht das Zeichen für Fleisch () enthielt. Vielleicht chinesischer Tofu? Meine Kollegin und ich verfielen in ein Gespräch über Arbeit und Freizeit und freuten uns, als endlich unser Mittagessen an unseren Tisch gebracht wurde.

Uns wurde das Wasser, der Reis und die Essstäbchen gereicht. Außerdem erblickte ich eine große gusseiserne Garschüssel, die von einer kleinen Flamme erhitzt wurde. Das Ganze sah nicht nur ästhetisch aus, es roch auch noch köstlich. Diese, mich von meinen Bestellfähigkeiten überzeugende, Anrichtung wurde zwischen uns auf dem Tisch platziert. Das Essen dieser chinesischen Köstlichkeit konnte beginnen! Ich inspizierte noch meinen bestellten Erfolg, mein Blick schwebte über leicht köchelnde Bohnenschoten und Zwiebeln, als plötzlich ein Stück Darm und eine Niere in mein Blickfeld gerieten.

Meine linke Augenbraue zuckte etwas nach oben. Ich schaute zu meiner Kollegin. Ihre weit aufgerissenen Augen verrieten das gleiche Erstaunen und man hörte nur ein wehleidiges „Hmmm“ von ihr. Um unsere Gemüter etwas zu beruhigen und die Situation irgendwie anzugehen sagte ich: “ Wir sind in China hier wird alles probiert“. Ihre Antwort erhielt ich überraschend schnell: „Das glaubst aber nur du!“. Ich ergriff mutig meine Essstäbchen und nahm blind etwas aus der Schüssel heraus. Zum Glück war es nur eine Bohnenschote, die auch noch gut schmeckte. Irgendwann nahm auch meine französische Arbeitskollegin ihre Essstäbchen in die Hand und begann in dem Gemüse rumzustochern. Ich weiß bis heute nicht ob sie von Hunger oder Neugierde getrieben wurde.

Wir aßen das Gemüse und ließen die noch immer gut riechenden Tierstückchen in der Schüssel zurück. Als uns die Organdichte unseres Mittagessens dann zu hoch wurde, zahlten wir und gingen.

Übereinstimmend genehmigten wir uns noch einen Milchshake, um Geist und Sinne zu beruhigen. Auf dem Weg zurück ins Büro, musste ich ständig darüber nachdenken: „Dünn- oder Dickdarm?“.

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